So tief hinunter hat es auf Hawaii noch nie geschneit

Seltenes Naturereignis auf Hawaii: Ein Sturmtief bringt heftige Winde und Schnee auf die Inselgruppe im Pazifik.

Gian Andrea Marti
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Eine dünne Schneeschicht bedeckt den Boden in der Polipoli Spring State Recreation Area auf der Insel Maui im amerikanischen Gliedstaat Hawaii. (Bild: Lance Endo / AP)

Eine dünne Schneeschicht bedeckt den Boden in der Polipoli Spring State Recreation Area auf der Insel Maui im amerikanischen Gliedstaat Hawaii. (Bild: Lance Endo / AP)

Wer auf Hawaii Ferien macht, der darf sich in der Regel auf sonniges Wetter und hohe Temperaturen einstellen. Doch die Inselgruppe im Zentralpazifik macht wettermässig derzeit eher ungewöhnliche Schlagzeilen.

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Ein Wintersturm historischen Ausmasses beschert Touristen und Einheimischen auf Hawaii heftige Winde mit starkem Wellengang. Und in den höher gelegenen Regionen von Big Island und Maui sorgen tiefe Temperaturen für Schneefälle.

Schnee auf bis zu 1900 Meter über Meer

Wie «Hawaii News Now» berichtet, war am Sonntag die Polipoli Spring State Recreation Area – ein bei Wanderern und Campern beliebter Naturpark auf der Insel Maui – von einer dünnen Schneeschicht bedeckt. Der State Park an den Hängen des Haleakala, eines über 3000 Meter hohen Schildvulkans, liegt auf einer Höhe von etwa 1900 Meter über Meer. Bisher wurde noch nie registriert, dass es auf Hawaii so tief hinunter geschneit hatte. «Vielleicht ist es sogar das erste Mal überhaupt, dass in einem State Park auf Hawaii Schnee liegt», schreibt das Departement für Land und natürliche Ressourcen des amerikanischen Gliedstaats auf seiner Facebook-Seite.

Schneeflecken sind auch an den schwarzen Hängen des Haleakala-Schildvulkans auf Maui zu sehen. (Bild: Brent Edwards / AP)

Schneeflecken sind auch an den schwarzen Hängen des Haleakala-Schildvulkans auf Maui zu sehen. (Bild: Brent Edwards / AP)

Am Sonntag bildeten sich auf der Strasse zum Vulkan zeitweise lange Staus, wie der «Guardian» berichtet. Viele Menschen wollten das für Hawaii ungewöhnliche Wetterphänomen bestaunen. Schnee ist auf der Inselgruppe normalerweise nur auf den 4000 Meter hohen Vulkangipfeln Mauna Kea und Mauna Loa auf Big Island üblich.

Kalte Luft aus Alaska

Grund für das winterliche Wetter auf Hawaii ist ein Sturmtief vor der Westküste der USA und Kanadas. Dieses bringt arktische Luft aus Alaska in südliche Regionen bis hinunter zur Inselgruppe im Pazifik.

Wegen des Sturmtiefs warnte am Wochenende der nationale Wetterdienst die Bewohnerinnen und Bewohner an den Küsten Hawaiis vor starkem Wellengang und Sturmböen. Nördlich der Inseln Kauai und O’ahu türmten sich die Wellen am Montag teilweise auf bis zu 18 Meter Höhe. Vor der Küste Mauis kam am Freitag ein 66-jähriger Schwimmer aus Kalifornien in der stürmischen See ums Leben, wie «Hawaii News Now» berichtet. In der Stadt Port Allen auf Kauai wurden Windgeschwindigkeiten von bis zu 107 Kilometern pro Stunde gemessen. Wegen der hohen Wellen kam es am Wochenende an einzelnen Küstenabschnitten zu Überflutungen. Boote wurden an Land gespült, mehrere Strassen mussten wegen Überschwemmungen oder umgestürzter Bäume und Strommasten gesperrt werden.

Generell spielte das Wetter auf der Inselgruppe im letzten Jahr verrückt. Am Mittwoch veröffentlichte die «Washington Post» eine Liste, welche die Extremwetter-Ereignisse auf Hawaii für das Jahr 2018 zusammenfasst. So wurde das Archipel im vergangenen Sommer von drei grossen Stürmen während der Hurrican-Saison getroffen. Normalerweise wird Hawaii nur selten von solch heftigen Stürmen heimgesucht, da die Inseln weit genug nördlich im Pazifik liegen. Mit dem Klimawandel könnte sich das in Zukunft jedoch ändern, wie die Zeitung weiter schreibt.

Rekordschneemenge im Gliedstaat Washington

Auch dem Nordwesten der USA, wo normalerweise ein eher gemässigtes Klima herrscht, brachte das Sturmtief in den vergangenen Tagen heftige Winde mit Rekordschneemengen. Wie der «Guardian» berichtet, wurden im Gliedstaat Washington an der amerikanischen Westküste sämtliche Schulen wegen der Winterstürme geschlossen. Auch die Regierung legte ihre Arbeit am Montag nieder. Wie aussergewöhnlich die derzeitige Situation im Nordwesten der USA ist, zeigt das Beispiel des Seattle-Tacoma International Airport. In den vergangenen Tagen fielen am Flughafen bis zu 36 Zentimeter Schnee – mehr als doppelt so viel wie üblich. Solche Schneemengen wurden im Gliedstaat Washington laut dem Nationalen Wetterdienst seit 1985 nicht mehr gemessen. Der diesjährige Februar geht damit bereits als der schneereichste in die Geschichte Washingtons ein.

In Olympia, der Hauptstadt des amerikanischen Gliedstaats Washington, fielen in den letzten Tagen grosse Schneemengen. (Bild: Rachel La Corte / AP)

In Olympia, der Hauptstadt des amerikanischen Gliedstaats Washington, fielen in den letzten Tagen grosse Schneemengen. (Bild: Rachel La Corte / AP)

Mit dem winterlichen Wetter dürfte es aber noch nicht vorbei sein. In den kommenden Tagen könnte es auf Hawaii nochmals schneien, sagen Meteorologen voraus. Wegen Schnee und Eis mussten am Dienstag landesweit mehr als 4000 Flüge gestrichen werden, wie die Zeitung «USA Today» berichtete.