Lorenz A.
Lorenz A. (* 2003 oder 2004; † 20. April 2025 in Oldenburg) wurde in der Nacht zum 20. April 2025 in Oldenburg nach einer Auseinandersetzung an einer Diskothek und später mit der Polizei von einem Beamten erschossen. Daraus entwickelte sich der Vorwurf der rassistischen Polizeigewalt gegenüber Schwarzen Menschen.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der im Alter von 21 Jahren getötete Lorenz A. war deutscher Staatsbürger. Der Westdeutsche Rundfunk beschrieb ihn als „stadtbekannten Basketballspieler“, der „einen großen Freundes- und Bekanntenkreis“ hatte.[1] Laut Recherchen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel war Lorenz A. polizeibekannt.[2]
Tod
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Nacht zu Ostersonntag 2025 wurde Lorenz A. Medienberichten zufolge in Oldenburg der Zutritt zur Diskothek „Pablo“ in der Mottenstraße verwehrt. Als Grund soll seine Kleidung, eine Jogginghose, angegeben worden sein. Zwischen Lorenz A. und den Türstehern der Diskothek kam es laut den Berichten daraufhin zu einer Auseinandersetzung. In deren Verlauf soll Lorenz A. Reizstoff versprüht haben.[3] Durch diesen wurden mehrere Menschen leicht verletzt.[4] Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Oldenburg nahmen daraufhin einige Personen die Verfolgung von A. auf. Sie brachen die Verfolgung nach Angaben der Behörde jedoch ab, als Lorenz A. sie mit einem Messer bedrohte. Den Ermittlungen zufolge steckte er das Messer anschließend wieder ein.[5]
Im Anschluss traf Lorenz A. laut Staatsanwaltschaft in der Kurwickstraße auf eine alarmierte Polizeistreife, vor der er in Richtung Achternstraße floh.[3][5] Dort traf er den Angaben zufolge kurz darauf auf weitere Polizeibeamte, wobei er an diesen vorbei bzw. auf diese zugelaufen sein und erneut Reizgas versprüht haben soll.[5] Wie die Zeitung Die Welt berichtete, soll ein angegriffener Beamter „dann womöglich zu Boden gegangen sein“.[3][6] Ein 27-jähriger Polizist griff daraufhin zu seiner Dienstwaffe und schoss fünfmal von hinten auf Lorenz A.[7] Laut Obduktionsbericht trafen ihn Schüsse an der Hüfte, am Oberkörper und am Kopf, ein weiterer Schuss streifte ihn am Oberschenkel.[3] Mit dem Klappmesser, das Lorenz A. bei sich trug, habe er zum Zeitpunkt der Schüsse nach Angaben der Welt „mutmaßlich niemanden bedroht“. Dieses wurde nach den Schüssen in seiner Hosentasche gefunden.[6]
Lorenz A. starb in der Nacht zum Ostersonntag 2025 in Oldenburg an den Folgen der Schussverletzungen.[7]
Ermittlungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Polizist, der auf Lorenz A. schoss, wurde vorläufig vom Dienst freigestellt.[8] Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Totschlags eingeleitet.[4]
Aus Neutralitätsgründen übernahm die Polizeidienststelle in Delmenhorst die Ermittlungen.[7] Sie soll klären, ob der Polizist in Notwehr handelte und ob die Schüsse verhältnismäßig waren.[9] Thomas Feltes, der juristische Vertreter der Mutter von Lorenz A., kritisiert die Nähe der Polizeistelle. Er wies darauf hin, dass dort der unaufgeklärte Tod von Qosay Khalaf in Polizeigewahrsam 2021 stattgefunden habe. Er lobte jedoch den transparenten Umgang mit den Obduktionsergebnissen.[8]
Für die Ermittlungen würden weiterhin Video- und Audioaufzeichnungen sowie das sichergestellte Mobiltelefon des Polizeibeamten und der polizeiliche Funkverkehr ausgewertet sowie Zeugen befragt werden. Laut Staatsanwaltschaft waren die Bodycams der Polizisten nicht eingeschaltet.[7] Ob Polizeibeamte ihre Bodycam einschalten, liegt nach aktueller Gesetzeslage in ihrem Ermessen. Eine Pflicht hierzu besteht nicht.[10]
Proteste und Gedenken
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Zum Gedenken an Lorenz A. wurde ein provisorischer Gedenkort in der Oldenburger Innenstadt eingerichtet.[8]
Der Sprecher der Initiative Gerechtigkeit für Lorenz erklärte, dass die Schüsse von hinten abgefeuert wurden, sei für die Initiative schwer nachvollziehbar. Sie verwies auf ähnliche Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze Menschen und forderte eine lückenlose Aufklärung.[8][11]
Auch Freunde von Lorenz A. machen der Polizei schwere Vorwürfe. Mehrere Initiativen unterzeichneten einen Demonstrationsaufruf für den 25. April 2025, in dem von strukturellem Rassismus in der Polizei die Rede ist.[9] An der Kundgebung nahmen nach Schätzungen der Polizei zwischen 8.000 und 10.000 Menschen teil. Auch in Hannover und Braunschweig waren Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet.[12]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Tödliche Polizeischüsse in Oldenburg: Was wir wissen – und was nicht. In: WDR. 25. April 2025, abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ Hubert Gude: Nach tödlichem Polizeieinsatz in Oldenburg: Videoaufnahme zeigt, was vor den Schüssen geschah. In: Der Spiegel. 24. April 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. April 2025]).
- ↑ a b c d Oliver Deuker: Polizeischüsse: Rassismusvorwürfe nach Tod von 21-Jährigem. In: ZDF heute. 24. April 2025, abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ a b Schüsse in Oldenburg - Verdacht des Totschlags – Ermittlungsverfahren gegen 27-jährigen Polizisten. In: spiegel.de. 20. April 2025, abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ a b c Staatsanwaltschaft Oldenburg: Schusswaffeneinsatz durch Polizeibeamten in Oldenburg: Vorläufige Ermittlungsergebnisse und Zeugenaufruf, veröffentlicht am 24. April 2025
- ↑ a b Erschossener 21-Jähriger trug Messer in Hosentasche – Demo in Oldenburg. In: Die Welt. 25. April 2025, abgerufen am 27. April 2025.
- ↑ a b c d Tödliche Polizeischüsse auf 21-Jährigen: Lorenz A. soll Messer bei sich getragen haben. In: NDR Info. 25. April 2025, abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ a b c d Aljoscha Hoepfner: Todesschüsse auf Lorenz A. in Oldenburg - Das Rätsel um das Messer. In: taz.de. 24. April 2025, abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ a b Polizist erschoss 21-Jährigen in Oldenburg von hinten. In: tagesschau.de. 25. April 2025, abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ Karl Doeleke: Tödliche Schüsse in Oldenburg: Experte fordert Kameraaufzeichnung von Polizeieinsätzen. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 25. April 2025, abgerufen am 27. April 2025.
- ↑ Mohamed Amjahid: Tödlicher Polizeieinsatz in Oldenburg - Schon wieder kam ein junger schwarzer Mann ums Leben. In: taz.de. 23. April 2025, abgerufen am 25. April 2025.
- ↑ Tödliche Polizeischüsse in Oldenburg: Demo für Lorenz A. geplant - 5.000 Menschen erwartet. In: NDR. 25. April 2025, abgerufen am 25. April 2025.
Personendaten | |
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NAME | A., Lorenz |
KURZBESCHREIBUNG | Todesopfer durch Polizeischüsse |
GEBURTSDATUM | 2003 oder 2004 |
STERBEDATUM | 20. April 2025 |
STERBEORT | Oldenburg |